„Weave by Wire“: Warum das digitale Zeitalter für Webmaschinenhersteller wie DORNIER schon viel früher begann
Digitalisierung und Industrie 4.0 sind in aller Munde. Ein wichtiger Teilbereich beider Trends ist die Automatisierung, die in Produktion, Technologie und Konsumverhalten kaum einen analogen Stein auf dem anderen lassen wird. Unter dem Motto „Weave by Wire“ zeigt der Webmaschinenhersteller Lindauer DORNIER auf der ITMA, warum der Siegeszug der Einsen und Nullen für ihn nichts Neues ist.
Die Automatisierung ist für die meisten Branchen ein relativ neuer Trend, der sie vor gewaltige Herausforderungen stellt. Webmaschinenhersteller wie DORNIER indes begleitet das Thema schon seit vielen Jahrzehnten. Zum Hintergrund: Bereits im Jahr 1805 erfand Joseph-Marie Jacquard, Sohn eines Webers, in der französischen Seidenwebermetropole Lyon mit einem Stück Karton den lochkartengesteuerten Webstuhl – und revolutionierte damit auf einen Schlag die Gewebeproduktion. Von nun an enthielten und transportierten Lochkarten alle wichtigen Informationen über die Musterung der Gewebe für Möbelstoffe, Wandbilder und Bekleidung.
Aber nicht nur die Gewebeherstellung selbst wurde damals von Null auf Eins gestellt: Der Webstuhl als „programmierbare“ Maschine war ein Grundstein für die heutige Automatisierung. Denn über den Amerikaner Herman Hollerith hielt die Lochkarte ein gutes Jahrhundert später Eingang in die Datenverarbeitung. Dort bahnte sie der binären Computerprogrammierung den Weg. Aus dem von Hollerith gegründeten Unternehmen ging schließlich 1924 die „International Business Machines Corporation“ hervor, die heute jeder nur unter ihrem Kürzel kennt: IBM.
Zukunftsweisend weben: Outdoorhose aus einem „Guss“
Auf der Internationalen Textilmaschinenmesse ITMA wird die digitale Jacquard-Vorreitertechnologie nun erneut eine zukunftsweisende Rolle spielen. So wird am Stand des Maschinenbauers Stäubli eine Luftwebmaschine von DORNIER gezeigt, auf der eine Outdoorhose aus einem Stück hergestellt wird. Zwar ist das Weben für Anwender aus dem Outdoorbereich ein guter Bekannter, denn das Zweifadensystem aus Kett- und Schussfaden bringt die nötige Flexibilität und Reißfestigkeit in die bei Wind und Wetter stark beanspruchte Ausrüstung. Doch die Outdoorhose als „One Piece Woven“ (OPW) stellt eine Weltneuheit dar. „Es geht um die Frage: Wie lässt sich die Herstellung von Outdoorbekleidung von der Fläche in die dritte Dimension bringen?“, sagt Volker Janke, Produktanwendungsverantwortlicher Luftwebmaschinen. Ein großer Outdooranbieter war an einen Gewebehersteller und Kunden von DORNIER mit der Bitte herangetreten, ein nachhaltigeres und flexibleres Verfahren zur Herstellung von Outdoorprodukten zu entwickeln. Dabei dürfte auch das veränderte (Online-)Kaufverhalten eine Rolle gespielt haben, denn Schlagworte wie Fashion on Demand und Pay per Piece zeigen: Der Konsument wird mit seinen schnell wechselnden Bedürfnissen, Ansprüchen und individuellen Wünschen immer stärker zum Ausgangspunkt für die Produktion. Dafür aber muss diese angepasst – sprich: flexibilisiert – werden. „Die OPW-Outdoorhose ist ein Beispiel für eine zukunftsweisende Gewebefertigung“, sagt Janke. Ziel ist es, dem Konsumenten bei Design, Musterung und Tragekomfort ein ganz auf ihn zugeschnittenes Produkt anbieten zu können, das mit weniger Material, Energie und Ausschuss hergestellt wird. „Der Weg von der Fläche hin zum Weben in 3D bietet ein völlig neues Maß an Flexibilität in der Herstellung“, ist sich Janke sicher.
Direkter Draht 4.0: Das neue Kundenportal myDoX®
Auch das neue Kundenportal myDoX® von DORNIER wird in Barcelona erstmals öffentlich vorgestellt. Es ergänzt und erweitert den persönlichen technischen Service von DORNIER und das Webmaschinen-Bedienpanel ErgoWeave® mit integrierter Ethernet-Schnittstelle. „Anmelden und sofort loslegen“, sagt Florian Strößenreuther, Leitung Schulung und Dokumentation bei DORNIER. Das auf HTML5 und modernster Datenbanktechnologie basierende System (powered by SAP HANA) benötige laut Strößenreuther keine Plug-ins oder zusätzlichen Programme und lasse sich problemlos auf PC, Smartphone, Tablet oder Webmaschinen-Panel bedienen. Neben einem 24/7-Onlineshop (DoXPOS – Parts Order System) für Originalteile aller Maschinengenerationen, einer Übersicht über Bestellungen (mit Anzeige des Bearbeitungsfortschritts), Produktions- und Maschinendaten und der erweiterten DoXWeave-Software zur Vernetzung von Webmaschinen ist myDoX® auch der direkte Draht 4.0 zu Experten und Informationen aus dem Hause DORNIER. „Damit erhalten unsere Kunden weltweit und jederzeit die gewünschte Unterstützung für eine Gewebeproduktion auf höchstem technologischem Niveau“, so Strößenreuther.
Optimal frottierweben mit DORNIER
Am Stand des Maschinenbauers Bonas erwartet die ITMA-Fachbesucher eine Frottierwebmaschine von DORNIER. Ebenfalls mit einer Jacquardmaschine verbunden, webt sie auf einer Breite von 3,40 Metern mit höchster Präzision und Schlingenqualität drei Handtücher parallel. Dank ihres DORNIER-typischen Steuerungssystems und flexibler Antriebe lassen sich die Polhöhen individuell einstellen; auch werden zeitintensive manuelle Anpassungen dank automatisiertem Drehzahlwechsel, etwa beim Übergang vom Pol zur Bordüre, reduziert. Derweil lassen sich mit der elektronischen Drucksteuerung der Stafettendüsen unterschiedliche Drücke je nach Designanforderungen problemlos auswählen und programmieren. Weitere technologische Besonderheiten an der Frottierwebmaschine: Der patentierte „Soft-Beat-up“ für einen sanften Blattanschlag zur optimalen Polbildung, die freie Zugänglichkeit zu den Kettwächtern und der massenreduzierte Streichbaum für eine gleichmäßige Kettspannung.